Der Workshop war so konzipiert, dass Siebdruck als Kunstform für Kinder zugänglich wurde. Um den oft lebhaften Betrieb mit 80 bis 150 Kindern täglich auf dem Abenteuerspielplatz in geordnete Bahnen zu lenken, wurde das Angebot bewusst klar strukturiert. Maximal neun Kinder pro Tag durften mitmachen, aufgeteilt in drei kleine Gruppen. Diese Struktur ermöglichte es, dass jedes Kind den kompletten Prozess erleben konnte – vom Belichten des Siebs als anschaulichem Beispiel bis hin zu den praktischen Schritten wie Siebeinrichtung, Farbauftrag und Druck.
Und dann: warten. Beim Trocknen und Fixieren der Motive war Geduld gefragt – oder eben ein wenig Improvisation. Manche Kinder nutzten die Zeit, um die T-Shirts anderer zu trocknen oder kleinere Aufgaben wie die Reinigung der Siebe zu übernehmen. Andere druckten weiter, oft mit erstaunlicher Ausdauer.
Unerwartet entwickelte sich eine Gruppe von Helferkindern, die sich täglich neu formierte. Drei bis vier Freiwillige übernahmen Aufgaben, die ursprünglich gar nicht eingeplant waren. Ob beim Trocknen der bedruckten Shirts, der Koordination von Abläufen oder der Übersicht über die Logodrucke für Kinder, die nicht aktiv teilnahmen – die Helferkinder organisierten sich weitgehend selbst.
Diese Eigendynamik führte nicht nur zu reibungslosen Abläufen, sondern zeigte auch, wie viel Kinder eigenständig leisten können, wenn sie Verantwortung übernehmen dürfen. Das gegenseitige Lernen, das dabei entstand, wurde zu einem wichtigen und wertvollen Teil des Workshops.
Die Zusammensetzung der Teilnehmenden war vielfältig und bunt gemischt. Kinder aus der Nachbarschaft und regelmäßige Besucher*innen des Abenteuerspielplatzes arbeiteten zusammen mit Kindern aus der Nachmittagsbetreuung umliegender Schulen und aus dem Aachener Umland. Etwa die Hälfte der Kinder hatte einen Migrationshintergrund in erster oder zweiter Generation, was die Gruppe zusätzlich bereicherte.
Trotz der unterschiedlichen Hintergründe fanden sich die Kinder mühelos in Gruppen zusammen. Die klare Struktur des Workshops ermöglichte es, dass jedes Kind individuell betreut wurde und zugleich in der Gemeinschaft arbeitete. Konflikte blieben aus, und die Zusammenarbeit in den kleinen Gruppen wurde schnell zu einer Stärke des Projekts.
Natürlich lief nicht immer alles glatt. Ein zerrissenes Sieb, eine ausgefallene Lieferung von Farben und die Herausforderung, den Wind und die Hitze zu meistern, waren nur einige der Hürden. Doch genau diese Situationen wurden zur Gelegenheit, gemeinsam kreative Lösungen zu finden.
Obwohl der ein oder andere Druck nicht perfekt gelang und Windböen manche Designs ungewollt „individualisierten“, wurde jedes Ergebnis wertgeschätzt. Die kleinen Unregelmäßigkeiten und Improvisationen machten die bedruckten T-Shirts am Ende zu etwas Einzigartigem – und sorgten bei den Kindern für Stolz auf die eigenen Werke.
Der Siebdruck-Workshop war nicht nur eine kreative Beschäftigung für die Ferien, sondern ein Modellprojekt im Kleinen. Die Mischung aus klarer Struktur, individueller Betreuung und Raum für Eigeninitiative zeigte, wie gut Kinder mit dieser Kombination arbeiten können.
Das Feedback der Teilnehmenden war durchweg positiv, und der Wunsch nach einer Wiederholung im nächsten Jahr wurde mehrfach geäußert. Dabei sind bereits erste Ideen entstanden, wie das Angebot weiter verbessert werden kann – etwa durch die Wahl eines festen Raumes, um die Herausforderungen des Wetters zu vermeiden.
Es bleibt die Erinnerung an ein Projekt, das weit über den kreativen Prozess hinausging. Der Siebdruck-Workshop war ein Ort, an dem Kinder nicht nur ihre künstlerischen Fähigkeiten ausleben konnten, sondern auch lernten, Verantwortung zu übernehmen, im Team zu arbeiten und Herausforderungen mit einem Lächeln zu meistern. Ein gelungenes Experiment – und hoffentlich nicht das letzte seiner Art.
Projektleitung, Kooperation & Förderung
Leitende Referent*innen: Nina Schröter, Sophy Stoenner, Tim Pauly, Lasse Schulze
Teilnehmendenstruktur: 36 Teilnehmende zwischen 7 und 14 Jahren
Projektzeitraum: 22.-26.07.2024
Ort: Aachen
Das Projekt fand in Kooperation mit der Kinderschutzbund Aachen und dem Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen statt. Ermöglicht wurde das Projekt durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.