Landesarbeitsgemeinschaft
Kunst und Medien NRW e.V.

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Kreative Prozesse in der Jugendarbeit

Marl
15. Oktober 2017

Kreatives Arbeiten fördert und fordert Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung und gibt ihnen die Möglichkeit ihre vielseitigen Fähigkeiten und Talente zu erfahren und auszuprobieren. Um diesen Prozess erfolgreich begleiten und steuern zu können benötigen pädagogische Fachkräfte ein besonderes Repertoire an Methoden und Denkweisen. In dieser dreitägigen Multiplikatorenfortbildung haben junge Teamer*innen und Honorarkräfte in der Jugendarbeit die Planung, Durchführung und Nachbereitung kreativer Projekte analysiert und im Selbstvollzug trainiert.

Kreative Prozesse in der Jugendarbeit - Workshop für Multiplikatoren

Workshop für Multiplikatoren

Projektverlauf
Der Freitagnachmittag begann mit den Themenbereichen Einstiegsrunden und Projektvorbereitungen. Die Seminarleitung ließ die Teilnehmenden verschiedene Kennenlernszenarien ausführen, um Kreativprozesse einzuleiten. Vorbereitend auf das „Probeprojekt“ aus dem Arbeitsfeld der kreativen Auseinandersetzung mit Naturmaterialien wurden mögliche Projektthemen (z.B. Jahreszeiten, Landart, Mosaikarbeiten) erörtert.
Anschließend fanden die Teilnehmenden einen großen Fundus an Materialien vor, aus dem sie auswählen sollten, was sie für die praktischen Arbeiten im Seminar brauchten. Anhand des Arbeitsprogramms erstellten die Teilnehmenden zunächst eine Materialliste, nach welcher sie das Material sortierten. Bei der anschließenden Endbesprechung waren alle sehr erstaunt, wie viele Dinge trotz der Materialliste vergessen wurden. So waren für die Mosaikrahmen zwar Pappe, Kleber und Steine vorgesehen, aber keine Scheren. Und für die Arbeit mit Skalpellen (z.B. für die Bearbeitung von Laub) waren keine Schneidebretter eingeplant. Daraus entstand ein ausführliches Rundgespräch über die Bedeutung sorgfältiger Planung für kreative Prozesse. Erst das Vorhandensein aller notwendigen Materialien ermöglicht weitestgehende Kreativität, so das gemeinsame Ergebnis.
Den Abend gestaltete die Referentin mit Körperübungen zur Kreativität durch Einschränkung. Es ging z. B. um Malereien mit nur einer Hand, um Klangübungen ganz ohne Hände und um Kommunikation ohne Sprache. Alle Teilnehmenden erkannten, dass Einschränkung Kreativität stark befördert, indem sie nach ungewöhnlichen und fantasievollen Lösungen verlangt.
Der nächste Tag begann wiederum mit Körperübungen, diesmal zum Themenfeld „gute Anleitung“. Die Teilnehmenden übten sicheres Auftreten, zugewandtes Interesse und die Vermeidung von physischer Konfliktlösung. Die Reaktionen auf die Übungen zeigten eine große Unsicherheit der Teilnehmenden in diesem Bereich und die Anregungen der Referentin wurden geradezu aufgesogen.
Der weitere Tag gehörte den praktischen Übungen. Entsprechend der Themen unserer nächsten Kinder- und Jugendseminare im Forsthaus Haidberg ging es um Blätterdruck, Blattmonotypien, Blattgestaltung mit Skalpell und Farbe, um die Gestaltung kleiner Steinmosaike und verschiedener Steingestalten. Die Teilnehmenden erprobten die verschiedenen Materialien und Techniken und erwarben nach eigenen Aussagen große Sicherheit im Hinblick auf zukünftige Anleitungsprozesse.
Auf allgemeinen Wunsch ließ die Referentin den Programmpunkt „Seminarvorbereitung“ am Abend fallen und wir beschäftigten uns noch einmal ausführlich mit dem morgendlichen Einstiegsthema „gute Anleitung“. Weitere Körperübungen und angeregte Diskussionen vermittelten den Teilnehmenden zunehmend ein Gefühl der Sicherheit in Anleitungssituationen und wurden als sehr hilfreich empfunden. Die überdeutliche Suche nach Hilfestellungen bei der Anleitung kreativer Prozesse hängt sicherlich mit dem noch jungen Alter einiger Teilnehmender zusammen.
Am letzten Tag ging es nach der Auswertung des Praxisteils um Traumreisen als Einführung in kreative Prozesse. Nach einer gemeinsamen Traumreise durch den herbstlichen Wald malten wir anschließend unseren jeweils stärksten Eindruck. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich von abstrakt bis sehr detailreich. Niemand hatte jedoch Probleme, eine Anfang oder eine Idee für sein Bild zu finden. Alle Teilnehmenden fanden Traumreisen sehr geeignet als Einstiegsszenarium für Kreative Prozesse. 
Im letzten inhaltlichen Programmpunkt übten wir in einem ausführlichen Rollenspiel einen angemessenen Umgang mit Wut, Trauer, Verzagtheit oder Verweigerung bei Kindern und Jugendlichen und erkannten, wie sehr wir selbst dazu gefestigt sein müssen.
Die abschließende Endbesprechung ergab eine große Zufriedenheit der Teilnehmenden mit dem Seminar. Vor allem die Programmpunkte, in denen es um die Reflexion des eigenen Verhaltens ging, wurden als sehr hilfreich empfunden. Alle begrüßten die Möglichkeit, durch solche Seminare auch als Jugendmitarbeiter*in ohne feste Anstellung oder viele Vorkenntnisse fundiertes Wissen und Hilfestellungen zu erhalten.

Als fester Partner der LAG KM und ausgewiesene Umweltbildungsstätte hat sich das Forsthaus Haidberg spezialisiert auf kulturelle Angebote, die ökologisches Bewusstsein und den Umgang mit natürlichen Ressourcen erfahrbar machen. Dabei reicht die Programmpalette von Übungen zur Sinneswahrnehmung über die Erkundung verschiedener Naturräume bis hin zur Vermittlung alter Kulturtechniken, wie Papierschöpfen, Lehmbau, Gemüseanbau und Konservierung von Lebensmitteln.

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