Landesarbeitsgemeinschaft
Kunst und Medien NRW e.V.

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Kleine Tiere - Großes Wunder

Köln

Zwischen selbstgebauten Kulissen und summenden Insekten entwickelte sich in Finkens Garten eine besondere Dynamik. Hier, im Schatten der Sommerhitze, fanden 20 Kinder und Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund für eine Woche zusammen, um gemeinsam ein Filmprojekt zu realisieren. Das Ergebnis: „Kleine Tiere – Großes Wunder“, ein Episodenfilm, der die Welt der kleinen Lebewesen mit kreativen Trickfilmtechniken und selbst komponierter Musik in Szene setzt.

Doch dieser Film ist weit mehr als ein junger Blick auf Umweltfragen. Er erzählt auch von einer Gemeinschaft, die über Sprachbarrieren und unterschiedliche Hintergründe hinweg entsteht – und von der Kraft, die in der Zusammenarbeit steckt.

Kleine Tiere - Großes Wunder - Vom ersten Bild zum großen Finale

Vom ersten Bild zum großen Finale

Die IdeeIn nur fünf Tagen sollten die Teilnehmer*innen alles lernen, was es braucht, um einen Trickfilm zu erstellen. Unterstützt von drei erfahrenen Trickfilmer*innen, einer Musikerin, einer Medienpädagogik-Studentin und einer Schülerpraktikantin tauchten sie ein in die Welt der Animation.

Der Tagesablauf blieb bei den folgenden vier Tagen gleich:  
Jeder Tag begann im Präsentationsraum. Gemeinsam wurde das am Vortag Geschaffene gesichtet, analysiert und diskutiert – sowohl inhaltlich als auch technisch. „Warum funktioniert diese Szene?“ oder „Wie können wir die Botschaft klarer machen?“ waren Fragen, die die jungen Filmemacherinnen beschäftigten. Die Kritik war dabei nicht nur Aufgabe der Dozentinnen: Auch die Kinder entwickelten einen wachen Blick für Details und brachten ihre eigenen Ideen ein.
In Kleingruppen wurde dann an den einzelnen Filmepisoden gearbeitet. Es wurden Figuren gebaut, Kulissen gestaltet, Kameraeinstellungen geplant und Animationen umgesetzt. Unter Anleitung der Musikerin entstand eine individuell komponierte Vertonung: Manche Szenen wurden von instrumentalen Klängen begleitet, andere nur durch Geräusche oder a cappella-Gesang. Für viele war es eine völlig neue Erfahrung, wie Musik und Ton die Stimmung eines Films prägen können.

Integration durch Kreativität
Das Projekt brachte Kinder aus verschiedenen Lebensrealitäten zusammen: Einige kamen aus der freien Anmeldung, andere aus dem Jugendzentrum Meschenich, wo viele Kinder mit Fluchthintergrund betreut werden. Die Zusammenarbeit war nicht immer einfach. Während der gemeinsamen Film- und Abschlussrunden am Morgen und Nachmittag wuchsen die Gruppen zusammen, in den Kleingruppen stießen unterschiedliche Arbeitsrhythmen jedoch manchmal an ihre Grenzen.

Hier zeigte sich der Wert der engen Betreuung: Die Betreuerinnen des Jugendzentrums halfen nicht nur bei der Integration, sondern holten einige Kinder sogar von zu Hause ab, damit sie teilnehmen konnten. Besonders die Jüngsten – zwei Kinder waren erst sechs Jahre alt – wurden eng begleitet, während die Gruppe gleichzeitig lernte, Rücksicht zu nehmen.
Doch es waren oft die kleinen Momente, die die größte Wirkung hatten. In den Pausen nutzten die Kinder die Gartenschläuche im nahegelegenen „Finkens Garten“ zur Abkühlung – ein erfrischendes Ritual, das die Stimmung auflockerte und die Gruppen mischte. Gemeinsame Mahlzeiten, von Pizza bis zu hausgemachten Pfannkuchen, schufen weitere Gelegenheiten für Austausch und Verbundenheit.

Eine Premiere mit Stolz
Am letzten Tag mündete das Projekt in eine festliche Präsentation. Vor Eltern, Geschwistern und Freund*innen wurde der Film zum ersten Mal gezeigt – begleitet von einer Ausstellung der Figuren und Kulissen sowie einem Live-Konzert mit selbst geschriebenen Liedern.
Die Emotionen waren spürbar: Lampenfieber, Stolz und die Freude, die Früchte der eigenen Arbeit zu sehen. Als Highlight wurde der Abspann präsentiert, eine kreative Animation, in der alle Beteiligten mitspielten. Die Kinder selbst bewerteten den Moment als unvergesslich – jeder Ton, jede Bewegung auf der Leinwand rief Erinnerungen an die intensive Woche hervor.
Zum Abschluss durfte jedes Kind ein Glas regionalen Honig mit nach Hause nehmen, gespendet vom Kölner Imkerverein – ein süßer Dank für eine Woche voller Engagement und Kreativität.

Ein Film, der verbindet
„Kleine Tiere – Großes Wunder“ ist mehr als ein Trickfilm. Es ist ein Beweis dafür, wie Kunst Kinder nicht nur kreativ fördert, sondern auch Gemeinschaft schafft. Der Film wird in der 44. Kalenderwoche im Bürgerfernsehen NRWision ausgestrahlt und ist bereits in der Mediathek verfügbar.

Das Projekt zeigt, wie niedrigschwellige kulturelle Angebote Brücken bauen können – zwischen Generationen, Herkunftsgeschichten und sozialen Welten.

Eine Woche, viele Bilder, eine Botschaft: Zusammenarbeit lohnt sich.

Projektleitung, Kooperation & Förderung
Leitende Referent*innen: Kyne Uhlig und Nikolaus Hillebrand (Projektleitung)
Anna Mahendra (Animation/Kulissenbau)
Franzis Lating (Musik und Vertonung)
Julie Pomp (Studentin - Praktikum)
Nora Buntenbroich (Schülerpraktikantin)

Teilnehmendenstruktur: 20 Kinder zwischen 6 und 12 Jahren
Projektzeitraum: 12. bis 16.8.2024
Ort: Köln
Das Projekt fand in Kooperation mit dem Jugendzentrum Meschenich, der niky-bilder Trickfilmwerkstatt Köln, dem Kölner Imkerverein von 1882, Finkens Garten und dem Kolping Bildungswerk statt. Ermöglicht wurde das Projekt durch das  Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.

Synopsis: Bei dem Kurzfilm „Kleine Tiere – Großes Wunder“ handelt es sich um einen Episodenfilm, in dem die verschiedenen Kleingruppen ihren Beitrag zum Thema kombiniert haben. Es gibt die fleißigen Ameisen, die große Berge an Arbeit verrichten, die Bienen, die Fliegen, die Falter etc.....die unterschiedlichsten Tiere, die ihren Beitrag zum großen Ganzen liefern!

Die Sommerferienwoche konnte zwischen Sonne und Regen auf dem wunderbaren Gelände von Finkens Garten stattfinden: ein großer Teil der Bastelarbeiten zum Herstellen der Darsteller, der Kulissenbau und fast alle Dreharbeiten wurden draußen durchgeführt. Der Musik- und Vertonungsraum wurde im Bienenhaus des Imkervereins eingerichtet. Das Haus liegt etwas abseits und hat genügend Ruhe, um dort entsprechende Ton- und Musikaufnahmen herstellen zu können. Und der Filmpräsentationsraum zum täglichen Filme-Sichten wurde im großen Gruppenraum der Packhalle eingerichtet.

Der erste Tag begann mit einem Brainstorming zu unserem Thema: „Kleine Tierchen – Große Arbeit. Trickfilme rund um die Bestäubung: von der Blüte zur Frucht“

Zu den selber gesetzten Themen sollten die Teilnehmenden eine kleine Geschichte überlegen, in Abhängigkeit der von Ihnen gewählten Trick-Technik und in Absprache mit der gewählten Kleingruppe.

Die Kleingruppen standen für die gesamte Woche fest – zumindest auf dem Papier. In der Praxis war einiges in Bewegung. Einige Kinder wechselten je nach Anwesenheit und Lust zwischen den Gruppen. Manchmal wollten sie mitmachen, manchmal nicht. Unser Ansatz war klar: Sobald Interesse da war, haben wir es unterstützt. Ob sie an einer Idee arbeiten oder spontan eine eigene einbringen wollten – wir haben versucht, es möglich zu machen.
Dass das so gut funktioniert hat, lag an unserem Team: Sieben Mitarbeitende waren im Einsatz, genug, um flexibel zu reagieren und spontan auf Bedürfnisse einzugehen. Wichtig war auch die enge Betreuung durch zwei Sozialarbeiterinnen, die die Kinder seit Jahren kennen. Dieses Vertrauensverhältnis war entscheidend, um die Kinder wirklich abzuholen.
Ein weiteres Erfolgsrezept war der Vorbereitungs-Workshop. Zwei Tage lang, direkt im Jugendzentrum Meschenich, wurden die Kinder in ihrem gewohnten Umfeld von zwei Trickfilm-Dozent*innen auf den Workshop eingestimmt. Hier ging es nicht nur um technische Einführungen, sondern auch darum, die Inhalte greifbar und die Hemmschwelle so niedrig wie möglich zu machen. Genau diese Mischung aus Struktur und Flexibilität war der Schlüssel, damit am Ende alle mitziehen konnten.


1. Gruppe

Die erste Gruppe startete mit einer einfachen, aber effektiven Aufgabe: Aus bemaltem Papier wurden zweidimensionale Gliederpuppen gebaut, in diesem Fall Insekten mit beweglichen Flügeln. Perfekt für den Einstieg, denn diese Übung vermittelt spielerisch alle wichtigen Schritte, die es braucht, um einen einfachen Animationsfilm zu erstellen. Die Insekten wurden anschließend vor einem Greenscreen animiert und auf Hintergründe gelegt, die die Kinder selbst fotografiert hatten.
Der nächste Schritt führte alle zusammen: Ein großer gemeinsamer Hintergrund wurde gemalt – eine Wiese voller Blumen, auf der die Insekten landen und umherfliegen konnten. Dieses Malprojekt war ein offenes Angebot, an dem sich alle Kinder beteiligen konnten. Viele griffen begeistert zu Pinsel und Farbe.
Das Besondere dabei: Während des Malens mischten sich die Gruppen ganz von allein. Kinder aus unterschiedlichsten Hintergründen arbeiteten Seite an Seite an einem gemeinsamen Ziel – der großen Blumenwiese. Eine schlichte, aber wirkungsvolle Aufgabe, die nicht nur Kreativität fördert, sondern auch Verbindungen schafft.

2. Gruppe

Die zweite Gruppe stürzte sich auf die Königsdisziplin: den klassischen Zeichentrick. Diese Technik erfordert ein hohes Maß an Geduld und Präzision, denn jede Bewegungsphase muss auf dem Leuchttisch sorgfältig an die vorherige angepasst und neu gezeichnet werden. Doch genau diese Detailarbeit zieht immer wieder einige Kinder magisch an. Mit erstaunlicher Akribie und Ausdauer arbeiteten sie sich Bild für Bild voran – und wurden am Ende mit Ergebnissen belohnt, die sie selbst stolz und glücklich machten.

In diesem Jahr schuf ein besonders engagiertes Zweierteam eine ganze Serie kleiner Geschichten rund um Ameisen, die sich unermüdlich durchs Leben arbeiten:

Die ackernden Ameisen – ein Wortspiel, bei dem die Ameisen tatsächlich einen Acker bearbeiten.
Die tragenden Ameisen – winzige Insekten schleppen riesige Gewichte.
Ameisen löschen einen Brand – mit Teamgeist und winzigen Wassertropfen.
Die Obstpflücker – Ameisen bei der Ernte.
Der tanzende König – ein Ameisenkönig, der sich zu Musik bewegt.

3. Gruppe

Die dritte Gruppe tauchte in die Welt des Sachtrickfilms ein – und ließ der Kreativität freien Lauf. Aus Naturmaterialien wie Bambus, Jutefäden, Blättern und allem, was sich in Finkens Garten finden ließ, entstanden beeindruckende Figuren und Kulissen. Bäume und Büsche vor Ort wurden kurzerhand in die Szenerie integriert, und an verschiedenen Plätzen im Garten bauten die Kinder ihre Schauplätze auf.

Besonders beeindruckend war, wie es der Gruppe gelang, die unterschiedlichsten Interessen und Ideen unter einen Hut zu bringen – und zwar in einer einzigen, wunderbar absurden Geschichte. Hier gab es alles: kleine, süße Bienchen, ein gefährliches Bambusmonster und sogar ein Fußballspiel, komplett mit Stadionbau und dramatischem Torschuss. Alles passte irgendwie zusammen und brachte nicht nur die jungen Filmemacher, sondern auch alle Zuschauer zum Lachen

Oben: Die Interaktion zwischen den imposanten Bambusmonstern und den zarten Papierfiguren, die in der Bambusstadt leben, ist eine echte Herausforderung im „Natur-3D-Raum“. Um die Darsteller im dichten Gartenambiente klar vom Hintergrund abzuheben, mussten die Kinder mit Tiefenschärfe, Kontrasten und Perspektive experimentieren. Es war ein Prozess voller Ausprobieren und Lernen – mit beeindruckenden Ergebnissen.

Unten: Der Dreh zum Fußballspiel war ein echtes Highlight: Während die Bewohner der Bambusstadt auf dem Spielfeld um den Sieg kämpften, nutzten die Monster die Gelegenheit, um ihre Häuser zu überfallen. Mit viel Liebe zum Detail und Kreativität entstand ein komplettes Fußballstadion: Anzeigetafeln, Eckräume, Tribünen mit jubelndem Publikum und natürlich die Tore. Sogar Cheerleader waren dabei, die vor einem Greenscreen per Pixilation – einer Animationstechnik mit den Kindern als Darstellern – zum Leben erweckt wurden. Ein Szenario, das nicht nur technisch anspruchsvoll war, sondern auch richtig Spaß machte!

4. Gruppe
Die vierte Gruppe widmete sich dem Modellieren und erschuf fantasievolle „Insekten“-Tonköpfe. Jedes Wesen bekam eine einzigartige Persönlichkeit – nicht nur durch Form und Details, sondern auch durch die eigenwillige Sprache, in der sie miteinander kommunizierten.

Dieses Bastelangebot startete erst in der Wochenmitte und brachte dadurch einen frischen Impuls ins Programm. Viele der Kinder waren so tief in ihre Filmgeschichten vertieft, dass sie gar kein Bedürfnis hatten, etwas Neues auszuprobieren. Für die Kinder aus Meschenich, die ohnehin gerne zwischen den Gruppen und Angeboten wechselten, war die Tonarbeit jedoch ein Volltreffer. Einige von ihnen modellierten sogar mehrere Köpfe und animierten diese mit Begeisterung.

Besonders beeindruckend war ihre unbefangene Herangehensweise: Mit vollem Einsatz, ohne Scheu vor schmutziger Kleidung und mit allen Sinnen stürzten sie sich in die Arbeit mit Ton. Diese Offenheit und Experimentierfreude war spürbar und machte das Angebot für sie zu einem echten Highlight.

5. Gruppe

Die fünfte Gruppe übernahm die Verantwortung für das große Finale des Films: ein Konzert, bei dem alle Insekten zusammenkommen, um ihren Sieg über die Monster zu feiern. Die Monster – jene bedrohlichen Gestalten, die in der Sachtrickgeschichte die Bambusstadt überfallen hatten – sind besiegt, und das Fest markiert einen ausgelassenen Abschluss. Farbenfrohe Szenen, mitreißende Musik und fröhliche Stimmung machten dieses Finale zum Höhepunkt der Geschichte.

Für diesen Teil entstand in der musikalischen Vertonungsstation im Bienenhaus eine wahre Klangwelt. Unter der Leitung der Kölner Musikerin Franzis Lating wurden Melodien komponiert, Texte geschrieben und Klänge aufgenommen. Mit ihrer Unterstützung brachten die Kinder ihre Ideen musikalisch zum Ausdruck und verliehen dem Fest eine lebendige und mitreißende Atmosphäre. Ein Abschluss, der allen ein Lächeln ins Gesicht zauberte – sowohl vor als auch hinter der Kamera.

Der Film

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