Landesarbeitsgemeinschaft
Kunst und Medien NRW e.V.

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Kidz ins Zentrum für Kultur Hochfeld

Neue Töne in der Offenen Medienwerkstatt:
Neben fotografischen Erkundungen brachte der Rap-Workshop mit dem Rapper Tenor frischen Wind ins ZK in Hochfeld. Kids aus dem Kiez konnten unter professioneller Anleitung eigene Songs entwickeln und aufnehmen.

Kidz ins Zentrum für Kultur Hochfeld -

ZENTRUM FÜR KULTUR HOCHFELD

Das ZK bietet regelmäßige kreative Aktivitäten für Kinder und Jugendliche an. Das Ziel ist es, den jungen Menschen aus der Nachbarschaft eine niederschwellige Möglichkeit zu bieten, verschiedene kreative Aktivitäten auszuprobieren und sich unter professioneller Anleitung zu entwickeln. Dabei stehen die Interessen und Wünsche der Kinder im Vordergrund. Sie haben ein Mitspracherecht und können sich aktiv einbringen.

DIE OFFENE MEDIENWERKSTATT
Die offene Medienwerkstatt startete im Januar mit dem Fokus auf das Medium Fotografie. Es wurde mit Licht, Lichtfarben, Beamer u.ä. experimentiert. Da keine richtige Begeisterung unter den Kindern aufkam, wurde nach neuen Perspektiven Ausschau gehalten und es wurde ein Rap-Workshop für die Osterferien geplant, der bei den Kindern auf großes Interesse stieß.

DER RAP-WORKSHOP
In den Osterferien fand also ein Rap-Workshop mit dem Rapper Tenor statt, der von dem festen Kern der KiezKids und neuen Teilnehmenden besucht wurde. Der Workshop war offen für alle Kinder ohne Voranmeldung, unter der Bedingung, pünktlich zu sein und bis zum Ende zu bleiben. Das Ziel war die Entwicklung der Aufnahme eines eigenen Songs und die Produktion eines Musikvideos, wobei Tenor die Teilnehmenden unterstützte.

Tenor ist in Marxloh aufgewachsen, einem Duisburger Stadtteil der Hochfeld ähnlich ist und bringt Erfahrungen in der Kinder- und Jugendarbeit mit. Er setzt als Rapper auf inhaltlich starke Texte und verzichtet bewusst auf Gangster-Pose.
Einen weiteren Teil des Teams bildete Utku Kahraman, vom Theater-Team des ZK. Er brachte sein Wissen aus theaterpädagogischer Perspektive ein und schuf eine vertraute Umgebung.
Anna Irma Hilfrich war als leitende Referentin im Hintergrund unterstützend tätig und fungierte als Ansprechpartnerin, wenn etwas nicht wie geplant lief, sowohl für die Workshop-Leiter als auch für die Kinder. Zusätzlich fungierte sie als "Publikum" für die jungen Rapper, hörte sich ihre Texte gerne an, lobte ihre Fortschritte und stellte Rückfragen.

Zu Beginn durfte jedes Kind der Gruppe einen Lieblings-Song vorstellen. Das Musikvideo wurde per YouTube auf einer Leinwand gezeigt, und die Gruppe hörte sich den Song gemeinsam an. Danach wurde diskutiert, was jedem gefiel oder nicht, was sich in der Woche als "Ankommens-Ritual" wiederholte.
Dann begann die Textproduktion, bei der Ideen auf der Leinwand gesammelt und nach Reimen gesucht wurden. Die Kinder konnten sich dann mit Zettel und Papier zurückziehen und ihre eigenen Zeilen schreiben, wurden jedoch bei Bedarf unterstützt.
Sobald die Texte fertig waren, konnten die Kinder zur "Aufnahmestation" gehen und mit dem Rappen beginnen. Tenor half ihnen, ihre Stimme zu finden und den Rhythmus zu halten. Die meisten Kinder arbeiteten täglich an ihren Texten, erweiterten und verbesserten sie und übten abends.
Am letzten Tag wurde die Woche mit einem Festessen belohnt.
Zwei Wermutstropfen gab es jedoch: Die Zeit verging so schnell, dass für die gemeinsame Erarbeitung eines Musikvideos kein Platz mehr war. Der Song wird aber aus dem Material der OFFENEN MEDIENWERKSTATT bebildert.
Und: Tenor und Utku hatten einen zusätzlichen Termin in einem Duisburger Tonstudio vereinbart. Ehrenamtlich wären sie mit allen, die das Lied professionell aufnehmen wollten, dorthin gefahren. Voraussetzung war die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten, da das Studio nur mit einer gemeinsamen An- und Abreise besucht werden konnte. Leider gestaltete sich das Organisieren bzw. Einholen der Unterschriften als schwierig bis unmöglich, so dass der Termin nicht zustande kam.
Auch wenn es nicht umsetzbar war, mit der sehr heterogenen Gruppe und in der kurzen Zeit einen vollständigen Song zu produzieren,  haben doch fast alle Kinder den Mut gefunden, einen kleinen Text zu schreiben und ihn einzurappen. Auch wenn es im Nachhinein Enttäuschung darüber gab, dass es nicht zu dem perfekten Song gekommen ist, so konnten die Teilnehmenden doch sehr viel aus dem Workshop mitnehmen. Es besteht auch weiterhin die Möglichkeit, dass Tenor in Zukunft mit den Kindern rappen wird.

ABSCHLIEßEND
Die Schaffung eines offenen kreativen Raums für Kinder und Jugendliche in Duisburg Hochfeld ist dringend erforderlich, da sie nur wenige niedrigschwellige Orte haben, an denen sie sich frei entfalten können. Viele der jungen Nachbar*innen gehören zu den problematisierten Jugendlichen und haben oft frühzeitig negative Erfahrungen gemacht. Obwohl einige von ihnen eine herausfordernde Einstellung zeigen, hat sich seit September ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen den Kindern, den Leiter*innen der Angebote und dem Raum (ZK) entwickelt. Dies ermöglicht es den jungen Menschen, sich selbst als positiv wirkmächtig zu erleben.
Insgesamt kann das geförderte Projekt als erfolgreicher Beginn betrachtet werden, da der offene Ansatz der einzige wirksame Weg ist, um die vermeintlich "schwierigen" Kinder zu erreichen. Langfristige Angebote, die alternative Umgangsformen und solidarisches Miteinander fördern, können den Kindern Impulse geben, die sie in anderen Lebensbereichen stärken.
Ein Bericht von Anna Irma Hilfrich

Projektleitung, Kooperation & Förderung
Leitende Referenten: Anna Irma Hilfrich
Teilnehmendenstruktur: 15 Teilnehmende von 9-14 Jahren
Projektzeitraum: Januar bis April 2023
Ort: Duisburg
Das Projekt fand in Kooperation mit dem Solidarische Gesellschaft der Vielen E.V. und dem Zentrum für Kultur Hochfeld statt. Ermöglicht wurde das Projekt durch das  Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.

KiezKids 053

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