Landesarbeitsgemeinschaft
Kunst und Medien NRW e.V.

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Tel.: 0231-98 88 70 66

Gay Film Camp

Wuppertal / Köln

Queere junge Erwachsene kommen zusammen und arbeiten gemeinsam an der Produktion fiktiver Filme. Dabei geht es jedoch um weit mehr als nur um künstlerische Initiative. Dieses Projekt schafft einen Raum, der Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammenbringt und den Dialog über ihre Lebensrealitäten als schwule, bisexuelle und queere Männer fördert.

Gay Film Camp -

Das GAY FILMCAMP ist ein innovatives medienpädagogisches Projekt mit Camp-Charakter, das queeren jungen Erwachsenen aus ganz Nordrhein-Westfalen eine kreative Plattform bietet. In zwei aufeinanderfolgenden Phasen kommen Teilnehmer zusammen, um gemeinsam fiktive Filme zu produzieren, die teilweise autobiografische Elemente enthalten. Das Projekt richtet sich an schwule, bisexuelle und queere Männer und hat zum Ziel, durch die Methode der Filmproduktion Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenzubringen. Dabei wird ein besonderer Fokus auf den Erfahrungsaustausch zur Lebenssituation von Männern, die Männer lieben, gelegt.

1. Camp 
23. September - 03. Oktober
Während ihrer gemeinsamen Zeit haben die Teilnehmer einen Kurzfilm produziert. Sie entwickelten Ideen, verfassten das Drehbuch, schlüpften in die Rollen der Schauspieler, kümmerten sich um Requisiten und Set-Design, übernahmen Positionen in Kameraarbeit, Tonaufnahme, Regie und Kontinuität und führten den Filmschnitt durch. Darüber hinaus waren sie auch für Catering, Set-Logistik und andere unterstützende Aufgaben verantwortlich.
Grundlage der Filmentwicklung war eine Einzelreflexion zu folgenden drei Fragen:

Diese Botschaft hätte ich gerne in einem schwulen Film im Alter von 14-16 Jahren gesehen.
Wenn ich schwule Filme anschaue/Filme mit schwulen Charakteren, ist das, was mir gefällt.
Welche persönliche Erfahrung von dir könnte interessant sein, um sie in einem Film einzubringen (in Bezug auf das Schwulsein)?

Während der Diskussion kristallisierten sich zwei zentrale Themen heraus: die Rolle der Religion, unabhängig davon, ob sie muslimisch oder christlich war, und der Balanceakt zwischen persönlicher Freiheit und dem Umgang mit Familie und sozialem Umfeld im Kontext des Coming-outs. In Bezug auf Religion wurde der persönliche Konflikt zwischen der eigenen sexuellen Orientierung und den religiösen Überzeugungen beleuchtet - eine Auseinandersetzung mit Fragen der Sünde und des moralischen Rechts. Gleichzeitig wurde betont, dass Religion sowohl eine Stütze als auch eine Bereicherung sein kann, insbesondere im Prozess des inneren Coming-outs, da sie den Glauben an die Annahme und Liebe Gottes hervorhebt.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Diskussion darüber, dass queere Filme oft auf ein Happy End abzielen, was jedoch nicht immer der Realität entspricht. Besonders in streng religiösen oder konservativen Familienkontexten gibt es oft kein solches Happy End für schwule und bisexuelle Männer. Die Teilnehmer des Projekts betonten die Wichtigkeit, diese Realität im Film zu reflektieren und Stereotypen zu vermeiden, die die Komplexität dieser Erfahrungen vereinfachen würden.

Der Film - Zwischen Glaube und Liebe
Chibunna, ein junger Mann mit nigerianischem Hintergrund, zieht in eine Studierenden-WG ein. Er ringt mit seiner Identität und seiner religiösen Überzeugung, da er schwul ist, was jedoch seinen religiösen Überzeugungen widerspricht. Als er feststellt, dass sein Mitbewohner eine Beziehung mit einem Mann führt, ist Chibunna überrascht. Er fühlt sich leicht überfordert, aber zugleich auch fasziniert, denn insgeheim sehnt er sich nach einer ähnlichen Beziehung für sich selbst. Durch Zufall erfährt Chibunna, dass der Partner seines Mitbewohners, Bojidar, ebenfalls ein gläubiger Christ ist. In einem tiefgründigen Gespräch tauschen sie ihre religiösen Ansichten aus, was bei Chibunna einen inneren Konflikt auslöst und ihn zum Nachdenken anregt.Das Drehbuch ist mehrsprachig geschrieben. Es wechseln sich Englisch, Deutsch, Bulgarisch und ein wenig lgbo ab.




2. Camp
17.-31. Dezember
Im Verlauf des Camps entwickelten die Teilnehmer ein Drehbuch, das sich deutlich von dem des ersten Filmcamps abhob. Während Themen wie Coming-out und kulturelle Identität an Bedeutung verloren, rückten Themen wie Armutsbetroffenheit und Beziehungskonflikte in den Mittelpunkt.

Der Film - Zusammen sind wir stärker!
Entstanden ist ein Film in Form eines Kammerspiels. Ein schwules Paar, auf deren Beziehungsstatus oder sexuelle Orientierung nicht weiter eingegangen wird, lebt zusammen. Während einer der Partner sich mit unbezahlten Rechnungen und finanziellen Sorgen auseinandersetzt, sehnt sich der andere nach gemeinsamer Zeit und Unbeschwertheit. Beide Stimmungen stehen sich konträr gegenüber. Eine Lösung muss her. Und die findet sich in einer Überraschung, die aus einem Kostüm, einem Tanz und dem Versprechen, gemeinsam das Geld aufzubringen, besteht.  Das Drehbuch ist auf Deutsch geschrieben.

Das GAY FILMCAMP ist nicht nur ein kreatives Projekt, sondern auch ein Raum für Empowerment und Solidarität. Es zeigt, wie Kunst und Medienbildung dazu beitragen können, Barrieren abzubauen und Verständnis zu fördern, und ermutigt queere Jugendliche, ihre Stimmen und Geschichten zu teilen.

Projektleitung, Kooperation & Förderung
Leitende Referenten: Falk Steinborn
Teilnehmendenstruktur: 1. Camp: 9 TN / 2. Camp 8 TN zwischen 18 und 26 Jahren
Projektzeitraum: 01. November-31. Dezember 2023
Ort: Wuppertal / Köln
Das Projekt fand in Kooperation mit dem queerblick e.V. statt. Ermöglicht wurde das Projekt durch das  Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.

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