Achtsam und verantwortungsvoll begleiten - Fachtag zur Prävention sexualisierter Gewalt in der kulturellen Jugendarbeit
Kinder und Jugendliche benötigen Schutzräume – auch und besonders im Kontext kultureller Bildung. Doch was bedeutet es konkret, junge Menschen achtsam zu begleiten? Wie lassen sich eigene Grenzen und die der Teilnehmenden wahrnehmen und respektieren? Und wie kann ein wirksamer Kinderschutz gelingen, ohne Angst oder Misstrauen zu erzeugen?
Diesen und weiteren Fragen widmete sich ein praxisnaher Workshopnachmittag der LAG Kunst und Medien NRW am 5. Juni im Haus Schulte Witten in Dortmund.
Im Rahmen des Fachtages „Sichere Räume in der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit“ setzten sich Künstler*innen, Referent*innen und pädagogische Fachkräfte aus der kulturellen Jugendarbeit intensiv mit zentralen Aspekten der Prävention, der institutionellen Verantwortung sowie konkreten Handlungsmöglichkeiten auseinander. Die Veranstaltung wurde inhaltlich von der Supervisorin und systemischen Therapeutin Verena Fernandes dos Santos gestaltet sowie von Annette Naudiet und Claudia Müller, die kreative Methoden zur Präventionsarbeit mit Kindern vorstellten.
Im ersten Teil der Veranstaltung rückte Verena Fernandes dos Santos die Sensibilisierung für zentrale Aspekte professionellen Handelns in den Mittelpunkt. Thematisiert wurden sowohl grundlegende Begriffe wie Grenzverletzung und Schutzbedürftigkeit als auch die Bedeutung einer achtsamen Haltung im pädagogischen Alltag. Prävention, so der Tenor, setzt nicht erst beim Verdachtsfall an, sondern beginnt im täglichen Miteinander – in Sprache, Gestik, Nähe und Distanz. Achtsamkeit wurde dabei weniger als Technik verstanden, denn als grundlegende Haltung im professionellen Umgang mit Menschen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf dem differenzierten Blick auf Täterstrategien sowie auf den oftmals leisen, aber bedeutsamen Signalen betroffener Kinder und Jugendlicher. Hinweise auf eine Belastung zeigten sich häufig in feinen, nonverbalen Ausdrucksformen. Um diese erkennen und angemessen einordnen zu können, bedarf es einer geschulten Wahrnehmung. Kinderschutz wurde in diesem Zusammenhang nicht nur als institutionelle Aufgabe verstanden, sondern auch als zentrale berufliche Haltung, die sich im alltäglichen Handeln manifestieren muss.
Einen praxisnahen Schwerpunkt bildete die Beschäftigung mit den zentralen Elementen institutioneller Schutzkonzepte. Zur Sprache kamen unter anderem Maßnahmen zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen, die Notwendigkeit klarer Handlungsabläufe im Verdachtsfall sowie die fachliche Begleitung bei der Entwicklung und Umsetzung solcher Konzepte. Im Mittelpunkt stand die Erkenntnis, dass Schutzkonzepte nur dann wirksam sind, wenn sie aktiv gelebt und kontinuierlich reflektiert werden.
Der zweite Teil der Fortbildung, angeleitet von Annette Naudiet und Claudia Müller, richtete den Fokus auf kreative Zugänge in der Präventionsarbeit. Mit Methoden, die visuelle und gestalterische Ausdrucksformen in den Mittelpunkt stellen, wurde ein Zugang eröffnet, der besonders Kinder und Jugendliche dort erreicht, wo Sprache an ihre Grenzen stößt. Die Teilnehmenden arbeiteten unter anderem mit Collagen zu Gefühlen und experimentierten mit Licht, Schatten und Projektionen, um sich mittels ihrer Schatten, selber in symbolische, auf eine Leinwand projizierte Bildräume zu integrieren. Die Übungen verstanden sich nicht nur als künstlerische Gestaltung, sondern auch als pädagogisches Werkzeug zur Selbstwahrnehmung und zur Reflexion persönlicher Grenzen.
Die Kombination aus fachlichem Input, kreativen Zugängen und offenem Austausch wurde von den Teilnehmenden als bereichernd empfunden. Der Workshop verdeutlichte einmal mehr: Prävention ist nicht nur Aufgabe, sondern Haltung – und beginnt mit dem Blick auf das Gegenüber.